Die Hemmschwelle ist immer noch gross…


 – Sandra Kern

B640x427mere­its seit sieben Jahren bietet die Gassenküche für Für­sorgeempfänger und Per­so­n­en mit Ergänzungsleis­tun­gen wöchentlich ein 4‑Gang-Menü für nur drei Franken an. Weil die Hemm­schwelle laut der Haup­tini­tiantin San­dra Kern jedoch noch immer gross ist, wer­den jet­zt neue Pri­or­itäten gesetzt.

Frauen­feld Sie macht einen ver­lasse­nen Ein­druck an diesem Fre­ita­gnach­mit­tag: Die Gassenküche mit­ten im Herzen von Frauen­feld, wo bere­its seit sieben Jahren unter anderem Per­so­n­en mit Ergänzungsleis­tun­gen ein­mal wöchentlich bekocht wer­den. «Am Mittwoch sind jew­eils bis zu sechzig Gäste hier, die unser Ange­bot nutzen und ein selb­st­gekocht­es Menü für nur drei Franken geniessen», erk­lärt die Lei­t­erin der Gassenküche San­dra Kern mit einem Lächeln. Zusam­men mit ihrem Team ist sie stets um das Wohl ihrer Gäste oder, wie Kern sie gerne nen­nt, «VIPs» besorgt und hat bei ihnen eine Art zweite Fam­i­lie gefunden.

«Der Schritt aus der Anonymität fällt schwer»

Doch seit einiger Zeit trübt eine ungün­stige Entwick­lung das son­st so son­nige Gemüt der Met­ten­dor­ferin. «Mich beschäftigt schon etwas länger, dass viel mehr Per­so­n­en mit Ergänzungsleis­tun­gen bei uns essen kön­nten», erk­lärt Kern mit einem nach­den­klichen Blick zu den leeren Tis­chen. «Poten­zielle Gäste» gäbe es in Frauen­feld mehr als genug, vie­len würde aber der Mut fehlen, dem Restau­rant einen Besuch abzus­tat­ten. «Per­so­n­en, die AHV oder IV beziehen und am Exis­tenzmin­i­mum leben, wagen sich häu­fig nicht aus der Anonymität her­aus. Das ist sehr schade, da wir doch eigentlich genug Platz hät­ten.» Vor nicht allzu langer Zeit wurde näm­lich sog­ar ein zweit­er Raum für die «VIPs» dazugemietet.

Pri­or­itäten setzen

Um mehr Per­so­n­en am Exis­tenzmin­i­mum zu ermuti­gen, den Schritt aus der Ein­samkeit zu wagen, möchte Kern nun die Pri­or­itäten neu set­zen. «Mir ist aufge­fall­en, dass immer mehr Musik­er, die sich zeitweise in der Schweiz aufhal­ten, zum Essen herkom­men. Selb­stver­ständlich sind auch sie her­zlich willkom­men, ich möchte den Fokus aber auf Per­so­n­en richt­en, die aus der Schweiz sind», erk­lärt Kern. Für die Gäste sei es unbe­friedi­gend, wenn sie beim Ein­treten nur volle Tis­che sehen wür­den. «Ich würde mich sehr freuen, wenn sich mehr Per­so­n­en am Exis­tenzmin­i­mum, die in der Region wohnen, zu uns gesellen wür­den. Musik­er dür­fen auch herkom­men, aber ein­fach ein biss­chen später, sodass Per­so­n­en aus der Schweiz zuerst essen können.»

Janine Sennhauser, TG Nachricht­en, 05.10.2017